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Die 4 Felder

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Wachstum der Saat

Reine Lesezeit: 10 bis 20 min
Dauer mit Bearbeitung der Fragen: 2,5 bis 3,5 Stunden

Was sind die 4 Felder?

Die 4 Felder beschreiben einen Prozess, wie sich Gottes Königreich auf dieser Erde ausbreitet. Damit bilden sie eine Jüngerschafts- und Gemeindegründungs-Strategie, die sich leicht nachahmen lässt. Die Basis der 4 Felder ist 

  • ein Gleichnis, das Jesus in Markus 4,26-29 erzählt und
  • die Praxis, die sowohl bei Jesus in den Evangelien als auch beim Apostel Paulus in der Apostelgeschichte beobachtbar ist.
     

Gibt es Belege dafür, dass dieser Prozess hilft, dass Menschen zum Glauben kommen, zu Jesus-Nachfolgern werden und neue Gemeinden entstehen?

Ja, dieser Prozess ist keine reine Theorie, sondern eine erprobte Praxis. Weltweit berichten Menschen, die diesen Prozess nutzen, davon, wie um sie herum Jesus-Bewegungen – Gemeindegründungsbewegungen oder Jüngerschaftsbewegungen, in denen tausende Menschen Gott kennengelernt haben – entstehen oder entstanden sind (Berichte darüber findest du z.B. hier im “Movements Podcast”). Hier in Deutschland und in der Schweiz gibt es auch eine wachsende Zahl an Jesus-Nachfolgern und Gemeindegründern, die mit den 4 Feldern arbeiten. Die Ergebnisse davon werden wir hoffentlich in den nächsten Jahren sehen.

Was brauche ich für diese Lektion?

Am besten arbeitest du die Lektion mit einer Gruppe von 4-6 Personen durch. Je nachdem, wie tief ihr die Fragen und Aufgaben diskutiert, werdet ihr zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden dafür benötigen. Ihr könnt euch die Lektion auch auf mehrere Treffen aufteilen, z.B. indem ihr jeweils ein Element des Gleichnisses mit den zugehörigen Fragen in einem Treffen behandelt (= fünf oder sechs Treffen). 
Solltest du aktuell keine Gruppe haben, kannst du dich auch alleine durch die Lektion arbeiten, wobei es mit einer Gruppe potenziell mehr Spaß macht und bessere Ergebnisse bringt.

Damit: los geht’s!

Was ist die grundlegendste Frage, die ich stellen sollte?

Wenn du Gott um eine Sache bitten könntest, die dir hilft, eine neue Gemeinde zu gründen, worum würdest du ihn bitten? Unsere Antworten auf diese Frage spiegeln wider, was eine Gemeinde für uns ausmacht. Manch einer sagt: „Ich würde Gott um ein Gebäude bitten.“ Andere antworten: „Ich bräuchte Geld, um Vollzeit für Gott arbeiten zu können.“ Wenn du schon Räumlichkeiten und Zeit zur Verfügung hast, kommt dir vielleicht diverse Ausrüstung in den Sinn, von Beamer und Tontechnik bis hin zu Instrumenten. Oder du würdest Gott um ein gutes Team bitten, mit dem du eine Gemeinde gründen kannst. Alle diese Dinge können hilfreich und wichtig sein, damit Gemeinden entstehen. Einen Schritt vorher halte ich es aber für wichtig, die folgende, grundlegende Frage an Gott zu stellen: Gott, wie und wodurch kann sich der Himmel auf dieser Erde ausbreiten? Wenn ich darauf eine Antwort habe, dann kann ich überlegen und dafür beten, was ich an materiellen, zeitlichen und menschlichen Ressourcen benötige.

Woher bekomme ich eine Antwort auf diese Frage? Nun, uns liegen Berichte darüber vor, wie das bei Jesus und seinen Jüngern aussah, dass sich die Nachricht von Gottes nahendem Königreich ausbreitete, und damit auch sein Königreich selbst. Neben seinem Praxis-Vorbild hat Jesus klare Lehre über das Himmelreich gegeben, die Antworten auf die Frage nach dessen Ausbreitung gibt. Wir brauchen also nicht darüber zu spekulieren, was es braucht, dass Gottes Königreich wachsen kann. Wir können uns das Vorbild und die Lehre von Jesus und seinen Jüngern als Blaupause hernehmen, erforschen und dann den Schritt gehen, zu überlegen und zu beten, was das heute bedeuten kann.

Wenn wir sehen möchten, wie Menschen zum Glauben kommen, zu Jesus-Nachfolgern werden und neue Gemeinden entstehen, kommen wir um diesen Schritt nicht herum: Wir müssen uns die Zeit nehmen, die Grundlagen von Gottes Königreich zu entdecken und zu kennen. Das folgende Gleichnis vom Wachstum der Saat ist ein wichtiger Ausschnitt von dem, was Jesus seinen Zuhörern über das Königreich Gottes beibrachte. Wenn wir dieses Gleichnis verstehen, haben wir schon viel gewonnen bei der Frage, wie sich Gottes Königreich ausbreitet. Daraus können wir einen einfachen Prozess ableiten, der dazu führen kann, dass Menschen Gott kennenlernen, zu Jüngern werden und Generation für Generation neue Gemeinden heranwachsen. Dieser Prozess muss dann Schritt für Schritt für die eigene Lebenssituation konkretisiert werden, damit du ihn umsetzen kannst. 
Aber eins nach dem anderen – hier erstmal das Gleichnis, um das es geht: 

Vom Wachstum der Saat

Jesus sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. - Markus 4,26-29

Jesus macht mit diesem Gleichnis eine Aussage darüber “wie es mit dem Reich Gottes ist”, das heißt, wie Gottes Königreich (auch im Gegensatz zu anderen Königreichen) wächst. Bevor wir weiter darüber sprechen, hier zwei Fragen für euch, dass ihr euch zuerst eure eigenen Gedanken machen könnt:

Fragen zum Nachdenken: Lest das Gleichnis nochmal und beantwortet die folgenden Fragen, am besten schriftlich jeder für sich. Tauscht euch danach über eure Antworten aus, bevor ihr weiterlest.

  • Was ist die Hauptbotschaft des Gleichnisses?
  • Was braucht es, damit sich Gottes Königreich ausbreitet?


Was haltet ihr für die Hauptbotschaft des Gleichnisses?

Wahrscheinlich lautet eure Antwort so oder so ähnlich: Dass Gottes Königreich sich ausbreitet, hat Einflussfaktoren, die in menschlicher Hand liegen, und Faktoren, die nicht in menschlicher Hand liegen. Da gibt es eine unbenannte Kraft, die im Hintergrund wirkt.

Der Landwirt muss einerseits den Samen säen und andererseits am Ende die Ernte einbringen. Was dazwischen passiert, liegt nur sehr begrenzt unter seiner Kontrolle. Heute wissen wir weit mehr darüber als damals, wie Wachstum funktioniert. Und mit Dünger, Wasser, den richtigen Temperaturen und Licht kann der Landwirt für einen guten Rahmen sorgen, dass die Samenkörner wachsen. Der eigentliche Wachstumsprozess bleibt aber außerhalb seiner Kontrolle. Er kann und muss warten – sich schlafen legen und wieder aufstehen, und das viele Male – und die Erde bringt währenddessen von selbst ihre Frucht. Dieses Wachstum erscheint uns als etwas Gewöhnliches, da es überall um uns herum Tag für Tag passiert. Aber wenn wir länger darüber nachdenken, entdecken wir das Wunder darin neu. Gott, der Schöpfer der Welt, hat es faszinierend eingerichtet, wie Wachstum geschieht. Und er schenkt die nötigen Bedingungen und Faktoren, dass Wachstum möglich ist.

Dieser Prozess des natürlichen Wachstums spiegelt laut Jesus eine Realität in Gottes Königreich wider. Auch Gottes Königreich wächst auf solche organische Art und Weise.
 

Was können wir aus dem Kontext des Gleichnisses über seine Bedeutung lernen?

Nach seiner Taufe und einer Zeit in der Wüste beginnt Jesus das “Evangelium vom Reich Gottes” überall in Städten und Dörfern im Norden Israels zu verkünden (Mk. 1,14-15). In diesem Prozess wählt er Menschen aus, die ihm nachfolgen, von ihm lernen (Mk. 1,16-20; Mk. 2,13-14) und bei ihm sein sollen. Sie sind seine Lehrlinge, die auch selbst in naher Zukunft die gute Botschaft vom Himmelreich mit Worten und Taten verkündigen sollen (Mk. 3,14-19). Diese zwölf Männer, die als Jesu “Apostel”, d.h. Gesandte, bekannt sind, sollten das reproduzieren, was Jesus vorgemacht hatte. Fast direkt im Anschluss beginnt Jesus eine erste Lehreinheit. Darin redet er

  • über die Zuhörer der Botschaft vom Himmelreich und wodurch die Botschaft (nicht) bei ihnen ankommt und aufwächst (Mk. 4,3-9 und 13-20)
  • über die Strahlkraft der Botschaft, die er bringt (Mk. 4,21-25)
  • über den Wachstumsprozess des Königreichs Gottes, wenn es auf guten Boden fällt (Mk. 4,26-29) und
  • darüber, wie das Königreich Gottes auf den ersten Blick unbedeutend scheint, aber große, positive Auswirkungen hat an den Orten, an denen es sich ausbreitet (Mk. 4,30-32)
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Überblick - Markus 1 bis 4
Was bis zu dem Gleichnis geschah: Eine grafische Zusammenfassung von Markus 1-4

Möglicherweise erzählte Jesus noch weitere Gleichnisse an jenem Tag, die der Autor Markus hier nur andeutet (Mk. 4,33-35). Drei der vier genannten Gleichnisse nutzen den Wachstumsprozess von Pflanzen als Illustration für die Ausbreitung von Gottes Königreich. Sie richten sich sowohl an die Volksmenge als auch an die Jünger (Mk. 4,10-12), die die Chance hatten, ihre Fragen zu den Gleichnissen an Jesus zu stellen und Erklärungen zu bekommen. Damit stellen die Gleichnisse einerseits den Zuhörern die Frage, wie sie auf die Botschaft reagieren (wollen). Andererseits geben sie aber auch damals wie heute denen, die Jesus nachfolgen und daran mitarbeiten, dass Gottes Königreich sich wie Samen auf der Erde ausbreitet, Anleitung, was wir erwarten sollten und was unsere Rolle bei der Ausbreitung ist. Was das Gleichnis vom Wachstum der Saat betrifft, mit dem wir uns hier beschäftigen, so hören wir in einem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth einen Satz, der die oben ausgeführten Gedanken zu aktiven und passiven Rollen bestärkt:

“Ich [Paulus] habe gepflanzt, Apollos hat begossen, aber Gott hat das Wachstum geschenkt.” - 1. Korinther 3,6

Paulus und Apollos erfüllten ihre Rolle bei der Ausbreitung von Gottes Königreich, aber es war Gott selbst, der dafür sorgte, dass die Samen wuchsen. Für mich liegt es nahe, davon auszugehen, dass Gottes Heiliger Geist derjenige ist, der das Wachstum bewirkt. Er war bereits an der Schöpfung der Welt beteiligt (1. Mose 1,2) – wie sollte er hier nicht an diesem Wachstum beteiligt sein?

Für die Jünger, die von Jesus ausgewählt worden waren (Mk. 3,13-14) und sich möglicherweise als der “gute Boden” (Mk. 4,8.20) identifizierten, klärte das Gleichnis vom Wachstum der Saat somit, was in ihrer Macht lag und was nicht. Sie hatten eine Aufgabe, die Botschaft von Gottes Königreich zu verkündigen – aber der Schlüssel war und ist, dass Gott wirkt und den Samen, den sie säen, wachsen lässt. Wenn Gott nicht wirkte, so brachten all ihre Bemühungen und Fähigkeiten zu säen und zu ernten nichts. So waren sie von der unbenannten Kraft im Hintergrund und deren Wirken komplett abhängig.

Das gilt auch für uns heute: zu versuchen, ohne das Wirken des Heiligen Geistes eine neue Gemeinde zu gründen, ist vergebene Liebesmüh. Eine neue Gemeinde zu gründen beginnt und endet mit Gott und seinem Handeln. Während wir sicher sein können, dass Gott die Ausbreitung seines Königreichs durch die Gemeinde vorantreiben möchte (Mt. 16,18), ist der schwierigste Teil, Gottes Willen wahrzunehmen, das Timing. Wann ist der optimale Zeitpunkt etwas zu pflanzen? Warum haben an der einen Stelle die Samen Wurzeln geschlagen und an anderer Stelle nicht? Diese Dinge sind Geheimnisse (Mk. 4,11), die Jesus in seiner Lehreinheit adressiert, und die wir wohl am besten dem Heiligen Geist überlassen. Als Mitarbeiter in Gottes Königreich und Gemeindegründer finden wir Trost darin, dass der souveräne Gott nie aufhört, sich um die kommende Ernte zu kümmern.

In dieser Reflexionsübung findet ihr Fragen, die euch helfen können zu reflektieren, wie ihr den Heiligen Geist und sein Wirken bisher erlebt habt. 
Lasst uns jetzt die einzelnen Elemente des Gleichnisses vom Wachstum der Saat einmal genauer in Augenschein nehmen.
 

Die verschiedenen Elemente des Gleichnisses


Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; 

In diesem ersten Satz kommen gleich drei Elemente zur Sprache: der Mann, die Saat und der Acker.
 

1. Menschen die Säen 

– Männer und Frauen, die bereit sind den Samen zu streuen

Die Action im Königreich Gottes beginnt im Gleichnis mit einem Mann der sät. Erst waren das Johannes der Täufer und Jesus selbst, dann die Jünger von Jesus, und heute, viele Generationen später, sind wir an der Reihe. Wir haben das Privileg und die Pflicht, als Botschafter Gottes an seinem großen Plan, die Welt zu retten und mit sich zu versöhnen, mitzuarbeiten (siehe z.B. Mt. 28,18-20; 1. Petrus 2,9-10; 2. Kor. 5,17-21).

Um über den Bedarf an Menschen, die die Saat ausstreuen, nachzudenken, findet ihr hier einige Fragen. Diese sollen uns helfen zu hinterfragen, was wir glauben, welche Anforderungen und Erwartungen wir Menschen gegenüber haben, die säen. Die Antworten auf diese Fragen werden eine große Auswirkung auf das Potential unserer Arbeit haben.

Aufgabe: Diskutiert diese Fragen, eine nach der anderen, und haltet eure Antworten gemeinsam fest - digital, auf Post-Its oder auf Papier, was euch am meisten hilft. Nehmt euch dazu je nach Größe eurer Gruppe 15-25 min.

  • Was tut ein Mensch, der sät?
  • Wer ist qualifiziert, ein Sämann zu sein?
  • Wie rüste ich Sämänner und -Frauen für ihre Arbeit im Reich Gottes aus?
  • Wie viele Männer und Frauen arbeiten derzeit auf den Feldern, die ich bestellt habe?
  • Wie misst ein Sämann Erfolg?

Wie wir diese Fragen beantworten, wird entscheiden, welches Potenzial zur Vervielfältigung und Ausbreitung unsere Arbeit hat.
Das Apostel Paulus wendet auf das großzügige Geben von Geld ein Prinzip an, das aus der Landwirtschaft kommt:

“Wer wenig sät, wird auch wenig ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten.” (2. Kor. 9,6; siehe auch Sprüche 11,24-25; Sprüche 22,9)

Das entspricht einfacher Logik. Wie viele Menschen werden diese Woche die Chance bekommen, durch uns von Gott zu hören? Wie können wir dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen fähig sind, die Botschaft vom Himmelreich auszusäen?
 

2. Samen

– Das Wort Gottes, das von der Hand der Säenden ausgeht

Ein weiteres grundlegendes Element für das Wachstum des Himmelreichs ist der Same (oder auch: die Saat) – die Botschaft von Gott, die Freude auslöst. In unserer Welt sind Samen der Startpunkt allen Lebens. Alles Leben hat einen Ursprung, ein primäres Element, von dem aus Wachstum möglich ist. Die Bibel behauptet, dass Aussprüche Gottes, sein(e) Wort(e), der ursprünglichste aller Ursprünge von Leben sind (1. Mose 1; Joh. 1,1-5). Und so gilt noch heute, dass ein Leben mit Gott Worte als Ursprung hat (Römer 10,13-17). Gott hat getan, was er kann, um seine Worte an uns zu übermitteln. Und auch wir müssen aufpassen, wie wir seine Botschaft angemessen weitergeben. Das ist unser Teil. Der andere Teil liegt bei denen, die von der Botschaft hören und darauf reagieren. Und so hart es klingt, macht die Bibel dazu klare Aussagen: Wer nicht auf Gott hören möchte, der muss mit den Konsequenzen leben (Römer 1,18-32). Diese Person wird die Lebendigkeit und ein Leben in Ewigkeit, die Gott gerne mit ihr teilen möchte, verpassen.

Reflexion zum Samen: Nehmt euch gemeinsam 20-30 min Zeit, Antworten auf die Fragen zur Saat zu finden. Haltet eure Antworten schriftlich oder grafisch fest.

  • Wenn der Same die Botschaft des Evangeliums ist, was sind dann die wesentlichen Elemente?
  • Woran erkenne ich eine positive Reaktion auf die Saat des Evangeliums?
  • Welche Hindernisse hindern mein Zielfeld, die Menschen, denen ich von Gott erzähle, daran, das Evangelium zu verstehen?
  • Welches Medium ist in meinem Kontext am besten geeignet, Frucht zu bringen?
  • Wie könnte ich in großem Stil “säen”?
  • Welche Formen der Nacharbeit haben wir etabliert, um zu schauen, ob der Same aufgegangen ist und uns weiter um keimende Samen zu kümmern?

Einige Ideen und Tools zum Säen des Evangeliums findet ihr hier.

Glaube entsteht durch das Hören der Botschaft der Bibel (Römer 10,17), aber nur, weil jemand die Botschaft hört, bedeutet das nicht, dass in ihm oder ihr Glauben heranwächst (Mt. 13,14). Es gibt Menschen, deren Herzen nicht bereit sind, die gute Botschaft von Gott zu empfangen. Genauso wie aber Jesus die Botschaft mit allen teilte, auch denen, die nicht hören wollten, so ist es nicht unsere Aufgabe, zwischen Menschen zu unterscheiden, die hören wollen oder auch nicht. Wir sind weise beraten, wenn wir so viele Hindernisse wie möglich aus dem Weg schaffen, die dem entgegenstehen, dass Gottes Botschaft von Menschen angenommen werden kann – ohne ihren Inhalt zu kompromittieren. Wenn wir die Botschaft mit Integrität ausstreuen, bringt das einen natürlichen Filter mit sich unter den Hörern, auch wenn das manchmal schmerzhaft für uns ist (Mk. 4,1-20). Diejenigen, die über die Botschaft stolpern, sollten über Jesus Christus selbst stolpern und nicht über eine ungeschickte, unweise Präsentation von unserer Seite. Unsere Zuhörer und ihren Hintergrund zu verstehen, kann uns als Säenden helfen, den ein oder anderen Stolperstein zu umgehen und die Elemente von Gottes Botschaft zu betonen, die in ihrem Weltbild und Menschenbild bisher nicht vorkommen. Das bringt uns zum nächsten Element.
 

3. Fruchtbarer Boden

– Die Herzen der Menschen, die fern von Gott sind, in die der Samen gesät wird

Unsere Hörerschaft zu kennen und mit ihr in den Austausch zu treten ist ein wesentlicher Bestandteil des Wachstums im Reich Gottes. Wer keinen Kontakt mit den Verlorenen hat, wird niemals eine reiche Ernte sehen. 

Jesus ist und bleibt hier der Maßstab für unseren Umgang mit Zeit. Wenn wir über seine Prioritäten nachdenken – „zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lukas 19,10) – dann werden auch wir in die Verantwortung gerufen, uns denjenigen zuzuwenden, die noch nicht von ihm und Gottes Himmelreich gehört haben. Als Jesus von seinen Jüngern gefragt wurde, wann er wiederkommen würde, und wann die Welt zu Ende gehen würde, da wies er auf das Ziel des Evangeliums hin: „Diese gute Nachricht vom Himmelreich wird in der ganzen Welt verkündet werden, allen Völkern zum Zeugnis und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24,14). Petrus erinnerte die Gemeinde zusätzlich an die große Geduld des Herrn Jesus. Er sagt ihnen, dass es Gottes Wunsch ist, „dass niemand verloren geht, sondern dass alle zur Umkehr [zu Gott] gelangen“ (2. Petrus 3,9).

Johannes, ein Diener Jesu, sah eine Vision dessen, wie das “Ende” sein wird. Er sah eine herrliche Stadt, in deren Mitte Gott wohnt, direkt bei den Menschen. Diese Stadt kommt aus dem Himmel auf die Erde. So werden Himmel und Erde eins und finden zu einem guten Miteinander. Diese Stadt ist frei von Leid, von Gewalt und von Schmerzen (Offbenbarung 21,1-22,5). Menschen aus allen Ländern, Stämmen, Völkern und Sprachen der Welt werden in diese Stadt kommen (Offenbarung 5,9–10; 21,24-26) und dort Gott als König die Ehre erweisen. Von dort, wo Gottes Thron sein wird und der Thron Jesu, wird Leben und Heilung in die Welt ausgehen (Offenbarung 22,1-2). Die Hoffnung, dass Jesus ein zweites Mal auf unsere Erde kommt und anfängt, diese neue Art von Miteinander zwischen Himmel und Erde aufzurichten, muss daher immer mit dem Wunsch verbunden sein, seine Arbeit unter den Völkern dieser Welt weiterzuführen.

Der „Boden“ ist überall um uns herum. Wohin wir auch sehen, erkennen wir die Verlorenen. 

Aufgabe: Nehmt euch 20-30 min Zeit, die folgenden Fragen zum Erdboden zu besprechen.  Damit ihr die Personen konkret vor Augen habt, über die ihr sprecht, kann es euch helfen, im Voraus euer Beziehungsnetz / eure Oikos-Karte aufzuzeichnen (jeder einzeln). 

  • Wen will ich erreichen? Wer ist meine Zielgruppe?
  • Wie denken diese Menschen, wie nehmen sie Informationen auf, wie treffen sie Entscheidungen?
  • Können die meisten lesen und schreiben? Und wie kann ich die Botschaft denen weitergeben, die es nicht können?
  • Auf wie viele Familien, Dörfer oder Städte konzentriere ich mich?
  • Welche Menschen ohne Glauben kenne ich persönlich?
  • Was in ihrer Denkweise oder Kultur macht es schwer, die Botschaft vom Evangelium zu verstehen?

Direkt loslegen mit Gebet: Nehmt euch anschließend 10-15 min um gemeinsam für euch und die Personen zu beten, über die ihr gesprochen habt, dass sie Gott kennenlernen und anfangen, Jesus nachzufolgen. Betet für die Herzen der Menschen, die fern von Gott sind. Betet für euch selbst, dass ihr eine stärkere Ausrichtung auf die Ernte bekommt und sie im Blick behaltet. Und betet auch dafür, dass Gott euch auch Erntearbeiter schenkt, die euch helfen, die Ernte einzufahren diese Menschen in Jüngerschaft zu führen.

Was hilft euch, eine Gebetsroutine für die Verlornen zu entwickeln? Ein paar Anregungen gibt es hier.

Auf der Erde leben aktuell mehr als 8 Milliarden Menschen. Nach Schätzungen des statistischen Bundesamts sterben jeden Tag rund 180.000 Menschen auf der Welt – etwa 125 Personen pro Minute oder 2 Menschen pro Sekunde. Weltweit bezeichnen sich rund 2,5 Milliarden Menschen als Christen – also knapp ein Drittel der Weltbevölkerung. Wenn diese Schätzungen stimmen, heißt das: In jeder Minute gehen 80 Menschen ohne Christus in eine Ewigkeit in der Hölle. Wie hoch ist der Anteil an Menschen in deiner Stadt, unter den Menschen, die du erreichen möchtest, die Jesus Christus kennen? Und wie viele von ihnen treten heute in die Ewigkeit – ohne die rettende Erkenntnis von Christus?
 

4. Verschiedene Saisons

– Eine Ausrichtung auf die Ernte

Jesus sagt weiter in Markus 4:
... dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.

Auch in diesen Zeilen erkennen wir Wesentliches vom Reich Gottes.

Keine Saat wächst über Nacht. Kein Bauer sät am einen Tag und rechnet am nächsten schon mit der Ernte. Nur wer sich der Ernte wirklich verpflichtet weiß, wird die Frucht sehen. Wie ein Landwirt braucht auch ein „Reich-Gottes-Mitarbeiter“ eine klare Vision von der kommenden Ernte. Ohne diese können Ablenkung, Müdigkeit oder sogar Verzweiflung den Einsatz zunichtemachen.

Schauen wir auf den Bauern in Jesu Gleichnis: Wie oft mag er wohl das Feld besucht haben? Einmal zum Säen, einmal um den Halm zu sehen, einmal um die Ähre zu sehen, einmal um das volle Korn in der Ähre zu prüfen, einmal um den Zeitpunkt der Ernte festzustellen und schließlich einmal, um die Sichel anzulegen. Mindestens sechs Besuche am Feld – und wahrscheinlich war er häufiger, möglicherweise sogar täglich, dort.

Warum sollte ein Bauer aussäen, wenn er nicht beabsichtigt zu ernten? 

Aufgabe: Nehmt euch 30 min Zeit, über die folgenden Fragen zur Saison zu sprechen. Sie sollen euch helfen, eure Einstellung, Hindernisse, Ziele und aktuelle Saison zu hinterfragen und zu klären.

  • Bin ich der Ernte verpflichtet?
  • Wie viel Zeit nehme ich mir, um das Wachstum der Saat zu beobachten?
  • Welche anderen Prioritäten konkurrieren damit, die Ernte im Blick zu behalten?
  • Welche Saat und Ernten begleite ich im Moment?
  • In welcher Saison sind die Felder gerade, die ich bestelle?
  • Ist das Ziel meines Dienstes das Einbringen einer Ernte?

Bei der Auseinandersetzung mit diesen Fragen haben viele erkannt, dass ihre eigentlichen Ziele nicht die Gründung neuer Gemeinden waren. Wenn du dich mit etwas zufrieden gibst, das weniger ist als das Einbringen einer Ernte, dann ist dein Dienst nicht wirklich auf Jüngerschaft und Gemeindegründung ausgerichtet. Als Jesus über das Himmelreich sprach, sagte er einmal: „Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“ (Matthäus 12,30). Wir verschwenden Zeit, Kraft, fruchtbaren Boden und viele andere Ressourcen, wenn wir uns nicht klar der Ernte verpflichten.

In heutigen Diskussionen über Gemeindegründung, Wachstum und Mission wird viel Energie in das Thema Tempo gesteckt. Begriffe wie „schnell“ oder „rasch“ sorgen unter Gemeindegründungs-Praktikern zuverlässig für interessanten Gesprächsstoff. In Jesu Gleichnissen über Gottes Königreich bleibt die Frage des Tempos jedoch immer Gott allein vorbehalten. Der Mensch hat sie nicht in der Hand. Das sollte auch unsere Diskussion prägen – inklusive unserer Kritik an Modellen, die das Tempo beschreiben. Sicher ist: Jesus arbeitet unbeirrt daran, dass sich seine gute Botschaft über die Welt ausbreitet. Die Frage ist: Gehen wir im gleichen Schritt – und sind wir bereit, uns seinem Tempo und seiner Zeitplanung anzupassen?
 

5. Die Sichel

– Engagierte Erntearbeiter, die die Ernte einfahren

Zum Säen genügt eine einzelne Person. Die Ernte dagegen bringt die ganze Gemeinschaft zusammen. Zwar kann einer allein den Samen gut ausstreuen, doch die Natur der Ernte verlangt nach einer schnellen Reaktion, die die Kräfte eines Einzelnen übersteigt. Darum werden Familie, Freunde und Nachbarn zur Ernte gerufen, damit sie alle gemeinsam einbringen. Der Grund liegt auf der Hand: Das Timing ist entscheidend. Wird zu früh geerntet, ist das Korn noch nicht reif und es fehlen ihm wichtige Nährstoffe. Wartet man zu lange, verdirbt es auf dem Feld. Eine ganze Saison an Arbeit und Ressourcen wäre verloren. Denkt daran was Jesus sagte, als er die 70 Personen zwei und zwei zum Säen in die Felder Galiläas aussandte:

„Die Ernte ist groß, aber es sind nur wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ 
- Lukas 10,1–2

Menschen, die säen, allein waren nicht genug. Diejenigen, die Jesus aussandte, erhielten klare Anweisungen für das Säen, aber gleichzeitig wurden sie von ihm aufgefordert, sofort für Arbeiter in der Ernte zu beten – damit dort, wo sie säten, auch rechtzeitig und mit genug Manpower geerntet werden konnte. Gleicherweise müssen auch wir bereit sein, die Sichel anzulegen und die Ernte einzufahren, wenn die Zeit dafür gekommen ist. 

Aufgabe: Nehmt euch 20-30 min Zeit die folgenden Fragen zu besprechen. Werdet konkret, wenn es darum geht wen ihr wie als Erntearbeiter mobilisieren könnt.

  • Ist meine Sichel scharf? Bin ich bereit für die Ernte?
  • Welche Ressourcen können mir helfen, die Ernte einzubringen?
  • Wie viele in meinem Umfeld / meiner Gemeinde sind bereit, die Sichel anzulegen?
  • Wer in meinem Umfeld kann mir helfen, weitere Erntearbeiter zu mobilisieren?
  • Worin unterscheidet sich die Arbeit eines Erntearbeiters von der eines Sämanns?

Das Bild vom Säen und Ernten wiederholt sich oft in den Schriften der Bibel. Die Sichel in Markus 4,29 wird von Auslegern häufig mit dem Wiederkommen von Jesus und der Ernte der ganzen Erde in Verbindung gebracht (Joel 4,11-14; Offb 14,14-20). Auch wenn die Ernte  in diesen Stellen eine negative Bedeutung für diejenigen hat, über die das Gericht ergeht, werden wir daran erinnert: Der Herr ist souverän über den Prozess des Himmelreichs. Die Ernte wartet auf seine Sichel. In der Zwischenzeit sind die Nachfolger Jesu aufgefordert, die Arbeit zu tun. So wie Gott es bestimmt hat, gibt es viele, in denen das Licht des Evangeliums aufgegangen ist. Sie sind bereit für Gemeinschaft. Lasst uns also daran gehen, das zu schneiden und zu bündeln, was der Herr zum Leben gebracht hat.

In Johannes 4,35-36 steht:

„Sagt ihr nicht: “Noch vier Monate, dann kommt die Ernte”? Ich aber sage euch: Hebt eure Augen auf und seht die Felder an – sie sind reif zur Ernte. Schon jetzt empfängt der Schnitter seinen Lohn; schon jetzt sammelt er Frucht für das ewige Leben, damit sich der Sämann und der Schnitter miteinander freuen.“

Wichtig ist: Die Motivation zum Säen liegt in der Erwartung der Ernte. Jesus macht in Johannes 4 deutlich, dass beide Arbeiten, das Säen und das Ernten, voneinander abhängen und einander ergänzen. Wir müssen beides verfolgen und das Ergebnis als Ganzes feiern.

Eine großartige Wahrheit der Grundsätze aus Markus 4,26–29 ist: Alles wurde uns im Voraus bereitgestellt. Der von Jesus begonnene Dienst am Königreich Gottes wird von denen fortgeführt, die auf seinen Jüngerschaftsauftrag antworten. So, wie Jesus die Ressourcen des Königreiches mobilisierte und einsetzte, tragen auch wir Verantwortung für die Ressourcen um uns herum.

Zusammengefasst, entdecken wir in Markus 4,26-29 die folgenden Elemente:

  1. Menschen die Säen – Männer und Frauen, die bereit sind den Samen zu streuen
  2. Samen – Das Wort Gottes, das von der Hand der Säenden ausgeht
  3. Fruchtbarer Boden – Die Herzen der Menschen, die fern von Gott sind, in die der Samen gesät wird
  4. Verschiedene Saisons – Eine Ausrichtung auf die Ernte
  5. Die Sichel – Erntearbeiter, die die Ernte einfahren

Die Elemente des Gleichnisses lassen sich grafisch zusammenfassen in dem, was wir die "4 Felder und 5 Punkte" oder kurz die "4 Felder" bezeichnen.
 

Die 4 Felder 

– Ein Prozess von Jüngerschaft und Gemeindegründung

Bisher haben wir die Elemente des Gleichnisses vom Wachstum der Saat angeschaut. Diese Elemente können als praktischer Prozess für Jüngerschaft und Gemeindegründung dargestellt werden, den wir im Dienst von Jesus und Paulus wiederfinden:
Sie kommen mit Menschen in Kontakt (leeres Feld). Mit diesen Menschen teilen Sie das Evangelium (Samen der ausgesät wird). Wo der Samen des Evangeliums aufgeht und wächst, taufen, lehren und begleiten sie Menschen, damit sie lernen nach Gottes Vorstellungen und in seinen Wegen zu leben. Kurz: Sie führen sie in Jüngerschaft (wachsende Pflanzen). Anschließend werden aus Einzelpersonen Gruppen und aus Gruppen Gemeinden (Bündelung der Ernte), die sich treffen, um Gott in ihrer Mitte zu feiern, ihm zu dienen und Jesus zu folgen, wie er sie führt. Damit dieser Prozess von Aussaat, Wachstum und Ernte immer wieder neu geschieht, benötigt es Menschen, die Verantwortung dafür übernehmen. Es benötigt Leiterinnen und Leiter, neue Sämänner und -frauen, die mit Menschen in Kontakt treten, das Evangelium ausstreuen, Menschen zu Jüngern machen, Gemeinden formen und wieder neue Leiter ausbilden (neue Sämänner). Wenn dieser Prozess kontinuierlich weitergeführt wird, kann so eine Jüngerschafts- und Gemeindegründungsbewegung entstehen.

Das folgende Bild fasst den Prozess, die "4 Felder und 5 Punkte" zusammen:

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Die 4 Felder

Wenn du dir genauer anschauen willst, wie das bei Jesus und Paulus aussah, schau dir das 4-Felder-Bibelstudium an.


Abschluss-Challenge und nächster Schritt: Wir sollten nie bei reiner Theorie stehenbleiben, die keine (gestärkte / veränderte / neue) Praxis hervorbringt. Deshalb nehmt euch nochmals 20-30 min Zeit um für euch zu formulieren, welche Konsequenzen ihr aus dem Gelernten und Diskutierten zieht, damit Gottes Königreich sich auf dieser Erde ausbreiten kann.

  • Gibt es etwas an der Ausbreitung von Gottes Reich, worüber du dir durch das Gleichnis vom Wachstum der Saat zum ersten Mal Gedanken gemacht hast?
  • Wo hast du besondere Stärken oder Gaben, mit denen du anderen im Reich Gottes dienen oder/und leiten kannst?
  • Welche Bereiche musst du in deinem Leben besonders betonen, um einen guten Fokus auf Saat und Ernte zu behalten?
  • Weitergehen: Welche eine Sache möchtest du in der nächsten Woche umsetzen? Was ist dein nächster Schritt?
  • Weitergeben: Was möchtest du einer anderen Person weitergeben? Wem? Wann?

Teilt eure nächsten Schritte miteinander und betet füreinander, dass Gott euch Kraft, Weisheit und Gelingen dabei schenkt.
Fragt in den nächsten Wochen gegenseitig nach, wie es euch mit eurem nächsten Schritt erging und ermutigt euch, auf diesem Weg weiterzugehen.